Der Schwimmer by Zander Joakim

Der Schwimmer by Zander Joakim

Autor:Zander, Joakim [Zander, Joakim]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: Thriller
ISBN: 978-3-644-52911-3
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-08-11T22:00:00+00:00


Langley und das Schwimmbecken und die Selbsthilfegruppen in deprimierenden grellbeleuchteten Klassenzimmern in Palisades oder Bethesda – mehr bleibt mir nicht. Abende mit Kabelfernsehen und Essen vom Imbiss nebenan. Ein Tag wie der andere. Das ist aus meinem Leben geworden. Viel ist es nicht. Es ist fast nichts.

Ich trage Damaskus in dem Amulett, das du mir gabst, um den Hals. Es lässt mich nicht eine Sekunde los. Alles, vor dem ich davonlief. Alles, was ich im Stich ließ und opferte. Es erfüllt mich wie eine Leere. Jeden Freitag suche ich in unseren Datenbanken nach dem Namen meiner Tochter. Lasse ihn durch unsere endlosen Register wirbeln, während ich mit der Hand das Amulett umschließe. Während ich das einzige Gebet spreche, das mich interessiert, das einzige, das jetzt von Bedeutung ist: Allmächtiger Gott, lass das Ergebnis null sein.

Es ist wenige Wochen vor Weihnachten. Ich habe blinkende Lichterketten für meinen Balkon gekauft, ein unbeholfener Versuch, Normalität anzustreben. Der Karton mit den Lichtern ist so leicht, dass ich ihn in einer Hand tragen kann, während ich mit der anderen in der Jackentasche nach den Autoschlüsseln krame. Im Parkhaus des Einkaufszentrums herrscht ein ewig graues Dämmerlicht. Meine Schritte hallen einsam auf dem Beton wider.

Neben meinem Auto steht ein Mann. Sofort übertragen und vervielfachen sich Hunderte trainierte Reflexe über mein Rückgrat, meine Nervenbahnen. Hunderte gegensätzliche Impulse von Gewalt und Flucht. Der Mann richtet sich auf, dreht sich zu mir um, streckt sich, als hätte er allzu lange in derselben Position verharrt. Es ist eine einladende Bewegung, die langsame Gebärde von einem, den man nicht fürchten muss. Ich höre, wie die Frequenz meiner Schritte im Echo verebbt. Schließlich bleibe ich stehen, zwanzig Meter vom Wagen entfernt. Jetzt ist nur noch das Brummen irgendeiner gigantischen Lüftungsanlage zu hören. Und der Verkehr drei Stockwerke unter uns. Nur ein Augenblick, der ins Wanken gerät und zu kippen droht.

Der Mann steht reglos da und hebt unendlich langsam seine geöffneten Hände in einer zeitlosen Geste des Friedens, der guten Absichten. Doch erst als er ein paar kurze langsame Schritte auf mich zugeht, weiß ich, wer er ist. Fünfundzwanzig Jahre der wechselnden Allianzen. Aber ich weiß, wer er ist.

Sein Schnauzbart ist kürzer. Sein Gesicht älter, zerfurcht. Es ist nicht sein Aussehen, das ihn verrät. Sondern das, was das Wiedersehen mit der Erinnerung an einen Augenblick macht: Kontext und Zusammenhang herzustellen.

«Salam aleikum», sagt er.

Ich räuspere mich und finde den Autoschlüssel. Schließe den Mazda mit einem Klick auf, ein kurzes Piepsen.

«Aleikum salam.»

Dann sitzen wir im Wagen. Zwei abgehalfterte Spione in einem japanischen Auto, vor einem amerikanischen Einkaufszentrum, in einer Welt, die sich inmitten all dieser unberechenbaren Gegenwart plötzlich um- und abgekehrt hat und zu der wir uns nicht mehr zu verhalten wissen. Erst schweigen wir, sitzen nur da, sehen uns nicht einmal an. Am Ende ist es an mir, den Anfang zu machen.

«Wie hast du mich gefunden?», frage ich auf Arabisch.

Er schielt zu mir herüber, von schräg oben. Ein Anflug von Enttäuschung in seinen Augen.

«Wie ich dich gefunden habe? Ich bin schon ziemlich lange hier in den USA.



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